Geschichte der Goldhaube

Von der Bodenhaube zur Goldhaube

Schon um 1760 wurde in bürgerlichen Kreisen die Böndel- oder Bodenhaube getragen, die der heutigen Mädchen- und Bürgerhaube glich. Im Verlauf des 18. und frühen 19. Jahrhunderts entwickelten sich die weichen Stoffhauben, die wegen ihrer reichen goldenen Stickverzierungen Goldhauben genannt wurden. Zunächst wurden die Seitenteile der Haube nach hinten gezogen und der Boden oder Böndel zum Knauf geknotet, um 1830 entstand schließlich die Goldhaube in ihrer heutigen Form.
Rasch wurde die Goldhaube eine beliebte Kopfbedeckung, sodass Mitte des 19. Jahrhunderts sogar eine eigene handwerkliche Industrie damit beschäftigt war, das Material für die „güldenen Haubm“ herzustellen.
Heute gibt es fast 18.000 Goldhauben-und Kopftuchträgerinnen in Oberösterreich.
Neben Goldhauben sind auch die schwarzen Perlhauben sehr beliebt. Fälschlicherweise werden sie oft als Witwenhauben bezeichnet. Gründe für die Beliebtheit dieser Hauben waren vor allem praktischer Natur, denn sie sind kostengünstiger und wiegen weniger.
Das Kopftuch wurde seit Beginn des 20. Jahrhunderts von Bäuerinnen zum Kirchgang getragen und erfreut sich gerade heute auch bei jungen Frauen großer Beliebtheit. Allein in Oberösterreich gibt es 40 verschiedene Bindearten des Kopftuches.
Einheitlich war den Trägerinnen der verschiedenen Hauben und Kopftücher der Familienstand: Nur verheiratete Frauen trugen eine Kopfbedeckung - daher kommt auch der Ausspruch “unter die Haube kommen“.


Das Goldhaubenkleid

Zur Goldhaube wird ein bodenlanges Seidenkleid getragen, das es in vielen verschiedenen, unterschiedlichen Macharten gibt. Nach wie vor großer Beliebtheit erfreut sich das Linzer Goldhaubenkleid mit seinen Säumchen. Es ist der Kreativität der Trägerin überlassen, durch Perlstickereien, Spitzeneinsätze, Smokarbeiten, Spitzenkrägen und dergleichen dem Festkleid den nötigen Aufputz zu geben. Zweifelsohne ist ein Goldhaubenkleid die kostbarste Festtracht im Land.


Goldhaubenkultur in Oberösterreich

In den 1970er Jahren veranstaltete die damalige Leiterin des Volksbildungswerkes Frau Professor Dr. Katharina Dobler Goldhaubenstickkurse, die mit viel Einsatz und Engagement angenommen wurden und die edle Kopfbedeckung plötzlich für jede Frau leistbar machten. Dr. Dobler konnte die Ehefrau des damaligen Landeshauptmannes Anneliese Ratzenböck überzeugen, in Oberösterreich Goldhaubengruppen ins Leben zu rufen.
1976 wurden die ersten Gruppen in Oberösterreich gegründet. Durch die vielen Aktivitäten, die von den Goldhaubenfrauen geleistet werden, sind sie eine wertvolle Ergänzung im kulturellen Bereich.


Goldhaube selbst gemacht

Goldhaubensticken ist eine beliebte Handarbeit, die zwar Zeit, Geduld und Genauigkeit erfordert, der Näherin aber viel Spielraum für Kreativität lässt. Die oberösterreichischen Goldhauben heißen - zu Ehren der Landeshauptstadt  "Linzer Goldhauben", ihre Gestaltung ist in ganz Oberösterreich gleich, regionale Abweichungen gibt es kaum.
Zur Herstellung wird ein Goldstoffband auf einen ca16 mal 116  Zentimeter langen Stickrahmen gespannt. Der Entwurf des Musters obliegt jeder Stickerin persönlich, meist kommen Ideen von volkskundlichen Mustern. Bestickt werden die Hauben mit vielen vergoldeten Kupfer-Plättchen, Flitter, Folien, Boillonen und Goldperlen, die einzeln aufgenäht werden. Am aufwändigsten ist der so genannte Knauf in der Mitte der Haube. Alles zusammen wird dann auf ein Drahtgestell, das aus zwei verschieden großen Kreisen besteht, die mit Drahtrippen verbunden sind, montiert. Das Füttern der Haube und Anbringen einer schwarzen Spitzenmasche bilden die letzten Arbeitsgänge.
Je üppiger eine Goldhaube bestickt ist, desto mehr Gewicht hat sie, zwischen 40 bis 60 Dekagramm wiegt die Kopfbedeckung.
In der Anfertigung einer Goldhaube stecken 250 – 300 Arbeitsstunden, je nach Ausdauer und Geschicklichkeit der Stickerin.


Aktuelle Kurse

Goldhauben-Stickkurse werden jedes Jahr von fachkundigen Stickkursleiterinnen angeboten.
Eine selbst genähte Goldhaube ist nicht nur eine attraktive Trachten-Kopfbedeckung, sondern auch die herzliche Einladung, aktives Mitglied in einer Goldhaubengruppe zu werden.